Der/die Verleger(in) macht gemeinsam mit den Lektoren die Programme. Allerdings sitzt der Vertrieb schon sehr früh dabei, da ist oft noch keine Seite geschrieben (oder übersetzt, wenn es sich um eine Lizenz handelt) und es wird die Positionierung des Titels festgelegt:
Die Lektorate begleiten dann die Entstehung des Buches, halten Kontakt zu den Autoren und redigieren die Inhalte. Parallel plant der Vertrieb in Zusammenarbeit mit der Werbung das Marketing, mit der Herstellung die Ausstattung, mit der Presseabteilung die Presseaktivitäten und mit der Veranstaltungsabteilung Lesereisen, Bloggertreffen etc.
Die Verkäufer bekommen in dieser Zeit ersten Lesestoff des Zukünftigen Programms um sich einzulesen.
Manchmal habe ich „Programm-A“ aktiv verkauft, die Präsentation von „Folge-Programm-B“ vorbereitet und die Toptitel aus „Folge-Folge-Programm-C“ gelesen. Nicht leicht, da den Überblick zu behalten, da ich pro Programm ca. 250-300 Titel im Angebot hatte.
Die Lektoren in den großen Verlagshäusern sind mehr als gut beschäftigt mit den Projekten die sie betreuen. Da gibt es keine freie Zeit für unverlangte Manuskripte. Sie arbeiten mit Literaturagenten zusammen, die für sie eine Vorauswahl treffen.
Es gibt sie, die Ausnahmen… das unverlangte Manuskript, das ein großer Erfolg geworden ist. Aber mir ist ein solches Buch in 30 Jahren Berufserfahrung der größten deutschen Verlagsgruppe praktisch nicht begegnet.
Ich würde jedem angehenden Autor, der noch keine Ansprechpartner im Verlag hat, immer raten sich einen Agenten zu suchen und gemeinsam mit ihm das Buchprojekt bis zu einem Punkt weiterzuentwickeln, von dem an es eine Chance hat wahrgenommen zu werden.
Wenn ich diese Frage seriös beantworten könnte, wäre ich Literaturagent und steinreich. Die unterschiedlichsten Bücher sind große Erfolge geworden und nicht immer versteht man warum. Es ist wahrscheinlich ein wenig so wie in der Musik mit den Hits.
Das richtige Thema zur richtigen Zeit, für die richtige Zielgruppe, in der richtigen Verpackung …. Und wenn ein Autor dann noch schreiben kann, kann es nicht schaden. Ist aber auch nicht immer nötig 😉
Spitzentitel erhalten die besondere Aufmerksamkeit aller Beteiligten. Beste Positionierung in den Katalogen, großes Marketing-Budget, volle Pressepower etc.
Hier ziehen wirklich alle an einem Strang. Jede Abteilung hat die Bedeutung eines solchen Titels auf dem Schirm und versucht alles, um einen Spitzentitel zu einem großen Erfolg zu machen.
Weshalb von der ersten Stunde an alle Weichen für dieses Buch auf möglichst viel Erfolg gestellt werden.
Oh ja, in 30 Jahren sind das viele. Es gab die Herzensbücher, für die man selbst gebrannt hat. Und wenn es gelungen ist, ein solches Buch flächendeckend erfolgreich zu machen, war das wunderbar.
Es gab großartige Autoren, die sieben wunderbare Bücher geschrieben haben, ohne dass eines durch die Decke gegangen wäre. Und dann plötzlich, beim 8. Buch hat es „Zoom“ gemacht und von da an waren alle folgenden Bücher Bestseller.
Es ist nicht immer zu durchschauen, warum das eine Buch funktioniert und das andere nicht. Bei aller Professionalität und Erfahrung gibt es immer wieder auch Überraschungen.
Ich habe mein ganzes Berufsleben versucht meine Herzensbücher auch in die Herzen anderer zu tragen. Oft ist es gelungen, manchmal aber auch nicht.
Aber eines war mir immer klar:
Bücher brauchen Menschen, die sie zu Menschen transportieren.
Dies gilt um so mehr, je unbekannter ein(e) Autor(in) ist.